Freistehende Bruchsteinmauer zur Einfassung der Terrasse

April 2009
Dieses Unterfangen wurde aus der Not heraus geboren. Ursprünglich wollten wir unsere Terrasse mit Betonfertigsteinen namhafter Hersteller einfassen. Die hierzu erforderliche Mauer sollte eine Länge von circa 17 m und eine Höhe von 60 cm aufweisen. Die Materialkosten für die erforderlichen Betonfertigsteine lagen bei 2.500 Euro aufwärts…
Da uns der Preis viel zu hoch erschien, suchten wir nach Alternativen. In einem Gespräch mit einem alt eingesessenen Fuhrunternehmer unserer Gemeinde sprach ich diesen Sachverhalt an und wurde prompt gefragt, warum ich mir nicht selber eine sogenannte arme Leute Mauer errichte. Hörte sich erst einmal recht gut an, was aber ist bitteschön eine „arme Leute Mauer“? -Diese Frage war schnell beantwortet, zumal fast alle alten Fachwerkhäuser unserer Gemeinde auf eben einer solchen Mauer errichtet wurden. Es handelt sich um eine Bruchsteinmauer, bei der Bruchsteine mit Mörtel zusammengesetzt sind. Diese Form des Mauerwerks wird mitunter auch als „raues Mauerwerk“ bezeichnet.

Da eine Bruchsteinmauer aus mit Mörtel verklebten Steinen besteht und somit starr ist, darf sich diese nach der Errichtung nicht mehr setzen und bewegen. Würde dies geschehen, so ist früher oder später unweigerlich mit Rissen im Mauerwerk zu rechnen. Daher erfordert eine solche Mauer aufgrund ihrer Bauweise ein festes Fundament auf dem sie ruhen kann. Ein Fundament aus Stahlbeton ist hier die beste Variante und war bei uns ohnehin schon mit der Terrassenplatte gegeben. Wird das Fundament im gewachsenen Boden auf einer stark verdichteten Sauberkeitsschicht aus Schotter verankert, kann u.U. auf Armierungseisen verzichtet werden. Da ich persönlich den Untergrund nicht verlässlich hinsichtlich seiner Tragfähigkeit einschätzen kann, verwende ich immer Armierungseisen bei tragenden Fundamenten. Die Kosten für die erforderlichen Zugeisen und Matten sind moderat und man kann davon ausgehen, dass das darauf befindliche Bauwerk sicher untergebracht ist.

Nun wollen wir mit den Vorbereitungen für den Bau der Mauer beginnen. Als erstes benötigen wir passende Steine, wobei verschiedene Kriterien zu berücksichtigen sind. Da Bruchsteine in aller Regel nicht sehr teuer sind, kann man die Optik durchaus in den Vordergrund rücken. Der persönliche Geschmack, sofern er sich mit dem Partner deckt, hat demnach durchaus einmal Vorrang.
Weitere Kriterien sind Form, Verfügbarkeit und Witterungsbeständigkeit. Bei der Form meine ich den Aspekt wie leicht oder schwer lassen sich die Steine aufgrund ihrer Form vermauern. Sind die Steine eher quadratisch oder im Extremfall sogar rund. Mir sind schon Mauern begegnet, die aus großen Flusskieselsteinen aufgebaut waren. -Sicherlich nichts für den Anfang, obwohl diese Mauern eine sehr schöne Optik aufweisen. Als nächstes ist die Verfügbarkeit zu überprüfen. Gibt es die gewünschten Steine in meiner Nähe, sind die Steine somit leicht verfügbar oder entstehen hohe Kosten für eine Anlieferung aus weiter Ferne. Thema Witterungsbeständigkeit: Nicht jeder Stein ist frostsicher, trotzt starken Temperaturschwankungen oder ist UV-Licht beständig. -Dies ist kein Witz! Es gibt in unserer Region Basaltvorkommen, die nur als Schotter im Untergrund oder als Zusatz im Beton verarbeitet werden können, da sie nicht UV-Licht beständig sind. Eine im Freien befindliche Mauer mit einem solchen Stein zu bauen, würde sich bald als grober Fehler herausstellen.

Bei uns in der Region gibt es einige Steinbrüche, in denen man nach Anmeldung Steine für den privaten oder gewerblichen Mauerbau aussortieren darf. Verladung und Transport sind entsprechend zu organisieren. Bei der Verladung auf einen LKW steht i.d.R. geeignetes Gerät im Steinbruch bereit. Sind alle Steine an der Baustelle eingetroffen, empfiehlt es sich die Steine auseinander zu sortieren, um einen besseren Überblick über das zur Verfügung stehende Material zu erhalten.

Besonders große Steine sollten in der Basis verbaut werden. Damit sich der Mörtel der Bruchsteinmauer gut mit dem Fundament aus Beton verbinden kann, wird der Beton des Fundaments mit einem Quastpinsel (Breiter, grober Pinsel zum Auftragen von Tapetenkleister) gut angefeuchtet.  Zusätzlich wird eine Schicht Fliesenkleber aufgezogen, auf dem dann der Mörtel zum Mauern aufgetragen wird. Der feine Fliesenkleber sorgt somit für eine optimale Verbindung zwischen dem Betonfundament und dem gröberen Mörtel der Bruchsteinmauer.

Nun können wir mit dem eigentlichen Mauern beginnen. Bei genügend großer Breite der Mauer (45 cm und mehr) können die beiden Außenseiten unabhängig voneinander gemauert werden. Der so entstehende Zwischenraum in der Mitte kann dann mit kleineren Steinen und Mörtel ausgestopft werden. Schließt die Mauer an ein Gebäudeteil an, so ist ein Spalt vorzusehen. Es ist in diesem Fall nicht empfehlenswert, zwei separate Bauteile (Haus und Bruchsteinmauer) miteinander zu verbinden und die Naht später mit Silikon abzudichten. Der Spalt sollte eine Breite von mindestens 2 cm aufweisen und lässt sich am einfachsten mit einer Platte aus Styropor und einem Brett herstellen. Das Brett wird hierbei der Mauer zugewandt. Damit ein sauberer Abschluss zum Brett hin entsteht, wird hier besonders gründlich Mörtel eingefüllt. Nach Fertigstellung der Mauer kann dass Brett auf dem Styropor leichter wieder entfernt werden. In unserem Fall wurde so der Außenputz zusätzlich vor Beschädigungen geschützt.

Die Bruchsteinmauer kann nicht in einem Arbeitsgang auf die volle Höhe aufgebaut werden, da hier das hohe Eigengewicht der oberen Lagen den noch weichen Mörtel im unteren Bereich wieder heraus drücken würde. So bauen wir unsere Mauer Schicht um Schicht auf. Bei 60 cm Gesamthöhe können so durchaus vier Lagen erforderlich werden. Nach Fertigstellung jeder Lage sind die Steine grob mit einem feuchten Schwamm vom Zementschleier zu befreien. So erspart man sich das spätere Abätzen mit Salzsäure

Beim Reinigen der Steine sollte der Schwamm nicht zu feucht sein, da ansonsten zu viel Zement aus den Fugen ausgewaschen wird. Dies führt zu einer unnötigen Schwächung der Fugen. Auch sollte der Schwamm öfters ausgespült werden und das Wasser regelmäßig gewechselt werden.

Beim Einfassen einer Terrasse mit einer Mauer ist für eine ausreichende Entwässerungsmöglichkeit zu sorgen. In unserem Fall wurde alle 75 cm ein Rohr mit 5 cm Durchmesser in die Mauersohle eingebaut.

Die Einhaltung der vorgegebenen Endhöhe wird mit einer Maurerschnur kontrolliert. Auch ist während der gesamten Errichtung auf senkrechte Seitenwände zu achten.

Auch wenn die Seitenwände senkrecht gehalten werden, so kann man dennoch eine recht zerklüftete Oberfläche schaffen. Die Mauer bekommt so einen ganz persönlichen Flair. Wird die Mauer im Dunkeln von unten beleuchtet, wirkt sie besonders plastisch. Zur Beleuchtung können Windlichter oder Bodenlampen (besser noch Teichlampen), die für den Außenbereich geeignet sind verwendet werden.

Fazit:
Der Arbeitsaufwand für dieses Bauwerk lag bei circa 160 Stunden und wurde über zehn Wochen verteilt. Verbaut wurden 5,5 Tonnen Basaltbruchsteine, 50 Säcke Trass Fertigmörtel (25 kg), Fliesenkleber (10 kg) und 5 m KG Rohr (5 cm Durchmesser).

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